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Neckarhäuser Hof

Genaue Daten über den Ursprung von Neckarhäuserhof liegen nicht vor. Es wird angenommen, dass vom Hof Neckarhausen aus, der 1152 vom Wormser Bischof Konrad von Steinach dem Zisterzienserkloster Schönau geschenkt wurde, auf der südlichen Neckarseite Weide- und Ackerwirtschaft betrieben wurde. Vielleicht hängt damit auch die kleine Befestigungsanlage „Burgstädel“ zusammen, deren spärliche Reste über dem Ausgang des Finsterbachtales zu finden sind. Vielleicht hat sie aber auch Bedeutung im Zusammenhang mit diesem Tal als dem einzigen Zugang aus dem Elsenzgau zwischen Pleutersbach und Neckargemünd zum Neckar.

Aus 1459 ist ein Protokoll bekannt, aus dem hervorgeht, dass zwischen Mückenloch und den Herren von Schönau schon längere Zeit Rechtsunsicherheit über das Lagern von Holz und die Weidenutzung zwischen dem Ausgang des Finsterbachtales und dem Dilsberg herrschte.
Wahrscheinlich wurden auch schon zu dieser Zeit auf der südlichen Neckarseite Steine gebrochen. Durch den Abbau des dort leicht zugänglichen und per Steinfracht auf dem Neckar leicht transportierbaren Buntsandsteins und durch weitere Rodung, hauptsächlich im 18. Jahrhundert, gewann die Ansiedlung „Wiswesser Hof“ an Bedeutung. Die Bezeichnung „Wiswesser Hof“ oder „Wiesenwässer Hof“ rühren wohl von dem Erbbeständer her, der nach der Säkularisierung die Liegenschaften auf der südlichen Neckarseite bewirtschaftete. Noch auf den Karten aus 1798 wurde so der Neckarhäuserhof bezeichnet.

Mit dem Entstehen von Gewerben (Brauerei, Steinbruch, Schifffahrt, Holz und Landwirtschaft) und der Verkehrsanbindung (Fähre, auch „Nähe“ genannt, und Straßen) entstand im 19. Jahrhundert ein selbstbewusstes Gemeinwesen, das sich mehr zum Neckar und seinen Flussnachbarn Neckarhausen und Neckarsteinach orientierte als nach Mückenloch, von dem es schon sehr früh als zu seiner Gemarkung zugehörig betrachtet wurde. So wurden zwischen 1889 und 1903 etliche Gesuche um die Erhebung zu einer selbstständigen Gemeinde abgelehnt. Jedoch hatte der Neckarhäuserhof bis 1935 seinen eigenen Ortsverwalter (Stabhalter). Aus geographischen und bauordnerischen Gründen konnte die Bebauung von Neckarhäuserhof nicht ausufern, so dass seit der Panoramaaufnahme aus dem Jahre 1896 nur wenige Häuser dazugekommen sind. Liebhaber dieses zauberhaft gelegenen Ortes werden deshalb auf diesem schönen und über hundertjährigen Foto den heutigen Neckarhäuserhof sofort wieder erkennen.

1845 wurde die Brauerei Wiswesser gegründet und bis zur Übernahme durch die Brauerei (Zorn Palmbräu) im Jahr 1939 / 1940 für die Bewohner von Neckarhäuserhof der größte Arbeitgeber. In der Brauerei waren neben den eigentlichen Bierbrauern noch ein Schmied, ein Wagner, Fuhrleute und Pferdeknechte beschäftigt.
Im Steinbruch hinter der Brauerei wurde ein mäßiger fester Buntsandstein abgebaut, der auf Loren durch ein Tunnel unter der Straße an das Neckarufer gefahren wurde. Von der Neckarseite ist der Eingang noch heute zu sehen.
Der Wald auf der Südseite der Straße bis Haag gehörte ebenfalls zur Brauerei. Auch der Fremdenverkehr spielte schon in der Zeit vor dem II. Weltkrieg eine große Rolle. Schon seit 1936 steht das Finsterbachtal unter Naturschutz. Auffallend ist, dass mit dem „Gasthaus zum Grünen Baum“, dem „Gasthaus zum Finsterbachtal“ (erbaut 1857) und der Pension Egner insgesamt drei der 18 Häuser dem Fremdenverkehr dienten, der somit ebenfalls Arbeitsplätze schaffte.
Auch die Schifffahrt spielte eine große Rolle. Sämtliche Familienoberhäupter in Neckarhäuserhof gehörten 1807 zur Neckarsteinacher Nachenführerzunft. Noch 1920 gab es vier selbstständige Schiffsleute mit eigenen Schiffen.

Die Brauerei Wiswesser (jetzt Palmbräu Eppingen)
Jakob Wiswesser hatte 1845 eine Kleinbrauerei gegründet, die ursprünglich auf der Neckarseite der Straße lag. Sein Sohn Daniel baute die Brauerei 1877 weiter aus und verwendete dazu das Gelände, auf dem die Brauerei noch heute steht. Im Kellergewölbe des Wirtschaftsgebäudes zeigt der Schlussstein die Jahreszahl 1870. Sein Bruder Adam Wiswesser baute schon 1857 die Gaststätte „Zum Finsterbachtal“ mit einer großen Kegelbahn.
Den Hopfen für die Brauerei wurde auf dem Gewann „Sotten“ (Mückenloch) angebaut, das jetzt ein Biotop ist und gerne von Zugvögeln angenommen wird. Dort stand damals ein zweistöckiges Gebäude mit Lagerhalle, welches im Sommer bewohnt wurde. Der in der „Sotten“ angebaute Hopfen wurde in Neckarhäuserhof gezopft. Ein Pfund Hopfen brachte in den 30er Jahren vier Pfennig.
Im Winter wurde auf der „Sotten“ der Bach gestaut und schließlich, wenn das Wasser gefroren war, Eis geerntet. Das Eis für die Bevorratung des Bieres in den Bierkellern wurde dann mit Eiswagen zum Neckarhäuserhof gefahren. Bei einer anderen Art der Eis-Herstellung wurde winters Quellwasser über einen Eisbock, ein größeres hölzernes Gerüst, geleitet, an dem es zu massigen Eiszapfen gefror. Diese wurden bei ausreichender Größe abgeschlagen und durch eine Öffnung in den darunter angelegten Eiskeller geworfen. Vermutlich schon 1877 wurde im Finsterbachtal nur ca. 150 m nach dem letzten Haus auf der linken Straßenseite eine Quelle gefasst und eine Brunnenstube für Brauereizwecke eingerichtet.
Für die Bevölkerung hat die Gemeinde Mückenloch dass 1907 in einem kleinen Seitental Richtung Schönbrunn eine etwas stärkere Quelle gefasst. Mit der 1988 gebauten Verbindungsleitung von Mückenloch kam Neckarsteinacher Stadtwasser auch zum Neckarhäuserhof. Der Neckarhäuserhof wurde noch vor Mückenloch, das erst 1923 elektrischen Strom bekam, als eine der ersten Ortschaften mit elektrischem Strom versorgt. Dieser kam von dem kohlebetriebenen Generator, der in der Brauerei hinter der Rampe im rechten Keller stand.
Die Brauerei besaß drei Pferdegespanne mit Oldenburger Kaltblütern. Die Fuhrwerke fuhren unter anderem nach Waldwimmersbach, Reichartshausen und in den Kraichgau, aber auch nach Mannheim.

Die sicher älteste Verkehrsverbindung von Neckarhäuserhof erfolgte über den Neckar. Spätestens seit 1812 ist eine Fähre, hier auch „Nähe“ genannt, in form eines Fährnachens überliefert.

Aus dem Leben in Neckarhäuserhof
Bekannt ist, dass in Neckarhäuserhof Flöße vor Eintritt der Dunkelheit unterhalb der Fähre festmachten und die Flößer in der Gaststätte „Grüner Baum“ einkehrten.
Der Neckarhäuserhof hatte seit der Jahrhundertwende eine eigene Schule. Das Schulgebäude dient seit 1980 der Hochsee-Seglervereinigung als Clubhaus.